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Nicht alles, was wir über das Beten von Kindheit an hören, entspricht dem, was Gott uns damit
schenken möchte. Ich kenne zum Beispiel folgende „Weisheiten“, die ich so nicht direkt überneh-
men möchte, die nach Ergänzung und Korrektur verlangen.
„Hilf dir selbst, dann hilft dir „Beten ist Frauensache!“ Ein „Not lehrt beten.“ Auch in die-
Gott!“ Dieser Satz lässt glauben, solcher Spruch hält nicht nur sem – oft zutreffenden – Satz ist
dass derjenige, der betet, der ei- Männer vom Beten ab, sondern eine falsche Botschaft versteckt,
genen Anstrengung oder dem auch moderne Frauen. Er legt nämlich die, dass ein Leben ohne
eigenen Versagen ausweicht und nahe, dass Gebet eine Schwäche Not kein Gebet braucht. Leider
sich stattdessen von Gott helfen bzw. nur etwas für Schwache sei. ist es oft so: Wenn es uns gut
lassen will. Sicher ist dies eine geht, beten wir weniger.
Gefahr. In Wirklichkeit sind wir alle
schwach, wir alle brauchen Gott. Aber Gebet ist ja nicht nur die
Es geht aber gar nicht um eine Es ist besser, diese Schwäche zu- Bitte um Hilfe. Es geht um Ge-
Alternative – beten oder handeln. zugeben und zu beten und aus meinschaft mit Gott und Gott
Vielmehr sollen wir beides tun: dem Gebet heraus zu handeln, will auch dann Gemeinschaft mit
beten und handeln. Ohne Gott als aus einer vermeintlichen Stär- uns haben, wenn es uns gut geht.
können wir sowieso nichts tun ke heraus ohne Gott zu handeln. Außerdem könnte es uns ja auch
(Johannes 15,5). Die eigentliche Ich möchte ohne Gebet nichts noch besser gehen, die Dinge
Frucht in unserem Leben, die tun – zumindest nichts ohne Be- könnten besser gelingen oder wir
bleibt, entsteht dort, wo wir aus ziehung zu Gott. könnten weniger Schaden an-
dem Gebet heraus leben. Es geht richten. Darum sollten wir auch
darum, aus dem Gebet heraus in guten Zeiten beten.
die nächsten Schritte zu finden
und zu gehen. Und dann wieder
zu beten. Dies ist der Weg des
Fruchtbringens, den ich gelernt
habe und beibehalten will.
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